Wer das ganze Jahr über hart arbeitet, darf auch feiern. In diesem Jahr hatte sich die Landjugend etwas Besonderes ausgedacht und lud alle Weinfest-Helfer zum Rittermahl ein.
Los ging es gemütlich mit dem Schoppenbähnel, das uns zur Burg Landeck fuhr. Dort wurden wir bereits von drei Rittern am Burgtor erwartet. Die staunten nicht schlecht, weil auch ein Großteil der Landjugend in Ritterkostümen ankam.
Zur Begrüßung gab es erstmal ein Glas perlenden Wein für jeden, während uns die Ritter in die Geschichte der Burg einweihten. Wir erfuhren unter anderem, dass die Ritter König Dagoberts den letzten Drachen getötet haben. Ein übrig gebliebenes "Drachenei" durften wir aus sicherer Entfernung mit einer Stahlkugel attackieren, um die letzte verbliebene Gefahr zu beseitigen. Unter der Hand war zu erfahren, dass der tapfere Ritter versehentlich auch die Schwiegermutter des Königs getötet hatte, was dieser allerdings nur wenig bedauerte.
Ebenso interessant war die Erklärung der Unterschiede zwischen Höhenburgen (liegen auf einem Burg und waren dank der hohen Lage leichter zu verteidigen) und Niederungenburgen, die oft von einem Wassergraben umgeben waren. Zu letzteren gab es den süffisanten Hinweis, dass sie bevorzugt im tiefen Winter angegriffen wurden, wenn die Gräben zugefroren waren.
Die Ritter stellten uns auch einige mittelalterliche Waffen vor, beispielsweise Krähenfüße, bei denen immer eine Spitze nach oben zeigt. Auf dem Schlachtfeld verteilt, stachen sie den gegnerischen Pferden in die Hufe und die Ritter mussten zu Fuß weiterkämpfen. Auch der Humor fehlte nicht: "Hilft auch gegen die Blechkutsche des Nachbarn, wenn er sie vor dem Tor abstellt. Einfach unter die Räder legen... - demnächst in Ihrem Baumarkt!"
Auch die größeren Waffen bis hin zur Steinschleuder wurden uns erklärt. Mittelalterliche Steinschleudern konnten mehrere Zentner schwere Felsbrocken hunderte Meter weit schleudern, was auf Dauer jede noch so dicke Mauer zum Einsturz brachte. Aber auch andere Wurfmaterialien waren üblich, beispielsweise Brandgeschosse, "frisch geschüttelte" Bienenkörbe, um Chaos auf der angegriffenen Burg auszulösen bis hin zu Gefangenen, Pestleichen und der Notdurft der Angreifer.
Nach so viel Geschichte ging es ans Essen - jedoch nicht, ohne vorher die mittelalterlichen Tischsitten zu erfahren. Gegessen wurde mit den Fingern, die man später am Gewand des rechten Nachbarn abwischen durfte. "Begehre nicht Deines Nachbarn Fleisch" ist eine der mittelalterlichen Tischregeln, die aufgrund der üppig gefüllten Schüsseln keine Probleme verursachte. Eher neuzeitlich klang dagegen der Hinweis "Wer mit Essen wirft, darf am nächsten Morgen zur Reinigung der Burg antreten." Nicht vergessen werden darf natürlich der Trinkspruch "All voll!", der an diesem Abend nicht nur einmal erklang.
Gestärkt von deftigen Fladen aus dem Ofen (Flammkuchen) bauten 5 tapfere Ritter eine Pyramide, auf der eine holde Jungfrau die Spitze bildete. Zwei andere Ritter kämpften mit Schwert und Morgenstern bewaffnet, um sich anschließend zur Versöhnung gegenseitig mit Getränken zu laben. Danach fiel das möglichst lange Stemmen des Krugs deutlich leichter. Zuvor übten sich jedoch die Mütter besagter Ritter im Balancieren auf einer Wippe, im Schwertkampf und beim Jonglieren mit rohen Eiern, welche nach einiger Zeit Opfer der mangelnden Jonglierkünste wurden.
Zum Hauptgang wurden Schweinshaxen, gebratenes Geflügel, Knödel, Kartoffeln und allerlei Gemüse aufgetischt. Außerdem labten wir uns an manch Humpen süffiges Bier oder ein Krug Wein aus dem Burgkeller.
Nach dem Essen begab sich die Ritterschar auf den feuererleuchteten Burghof, um sich im Axtwurf zu messen. Ziel war eine Baumscheibe, die auch von einigen Äxten getroffen wurde. Ein besonders gelungener Wurf durchschlug dagegen die neben dem Ziel aufgestellte Fackel. Beim nächsten Spiel bestand die Aufgabe darin, auf einer langen Lanze zu "reiten" und einen Luftballon zu zerstechen. Die Burgfräulein spielten allerdings falsch und zerstachen gleich alle Ballons, sodass für die Ritter keine mehr übrig waren.
Zurück in der warmen Burgstube trugen drei Ritter ihre zuvor geschriebenen Minnegedichte vor. Nicht nur die angebetete Jungfrau hörte begeistert zu, als folgendes Gedicht zu hören war:
Schön sind sie die Burgfrauen,
ich kann nicht aufhören auf deren Dekoltees zu schauen.
Welche ein wundervoller Anblick,
steif ist schon mein Genick
Gedanken hege ich an eine Romanze,
fest in der Hand halte ich meine Lanze.
Hoffentlich erobere ich ihre Herzen,
dann kann ich auch den Anblick der wüsten Kerle verschmerzen.
So komme ich nun zum Ende -
wo lasse ich nur meine Hände?
(Florian Wagner)
Zum Dank gab es reichlich Handgeklapper.
Ein anderer Dichter hatte allerdings Gedanken, die eher an ein grunzendes Borstentier erinnerten und an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden sollen. Zur Strafe wurde ihm die Halsgeige angelegt und eine Schandmaske in Form des genannten Tieres aufgesetzt.
Ein der Vielweiberei beschuldigter Ritter wurde kurzerhand in einen Keuschheitsgürtel gelegt und auf seine Entmannung vorbereitet, was auch mit einer gelben Rübe und einem großen Hammer gezeigt wurde. Seine Geliebte konnte ihn allerdings in letzter Minute freikaufen und mit ihrem Mund den Schlüssel des Gürtels umdrehen.
Kaum war dieser Schrecken überstanden, hatten Raubritter zwei unserer Jungfrauen entführt und boten sie feil. Dabei übertrafen sie sich gegenseitig mit den Beschreibungen ihrer Gefangenen. Da allerdings die Gebote nicht die erhoffte Höhe erreichten, verschleppten sie die beiden Jungfrauen kurzerhand in Richtung ihres Burgherrn ("der zahlt 10000 Euro!"). Kurz darauf kamen die Entführten unversehrt zurück - wie sie das geschafft haben, ist leider nicht überliefert.
Zum Abschluss führten wir noch einen mittelalterlichen Fruchtbarkeitstanz durch, bei dem ein Staffelholz in der Körpermitte getragen und ohne Einsatz der Hände weitergegeben werden musste.
Zum Ausklang des Abends wandelte sich das Festgelage in eine mittelalterliche Party mit (für damalige Verhältnisse) moderner Musik und Tanz. Gegen halb eins verabschiedeten wir uns aus dem Mittelalter und fuhren mit dem Schoppenbähnel wieder zurück.
Abbildungen des Festgelages könnt Ihr Euch mit Hilfe Eures Rechenknechts in der Galerie ansehen.